Newsletter des Oldtimerland Bodensee 2022-1

Uns, die wir für das Drumherum der Oldtimerei zuständig sind, geht langsam aber sicher die Düse. Ich meine da die Museen, die Messemacher, die Hotels und Tourveranstalter, aber auch den sonst ewig überlasteten Mechanikern. Wer „aufgrund“ nicht Oldtimer fährt, braucht auch keine Reifen, keinen Ölwechsel, und kaputt geht auch nichts.

Wenn ich mir jetzt das Programm 2022 des Oldtimerland Bodensee ansehe, wirkt es so, wie die neudekorierten Hotels und in den Startlöchern stehenden Restaurants, die Museen mit ihren neuen Ausstellungen, die blitzeblanken Werkstätten. Alle sind bereit, alles ist vorbereitet. Ruft uns jemand ein Stichwort zu, das OLB kann die richtige Antwort liefern. Beispiele gefällig?

Winter? – Seegefrörne!

Italien? – Che bello!

Motorrad? – Singen Race Day!

Fast and Furious? – Oldtimerbrunch!

Tretauto? – Oldtimerbrunch!

Leuchtweiteneinstellmotor? – FiFiG!

VeloSolex? – Singen Race Day!

Genussrallye? – Mille Fiori, Copa di Insalata, Goldener-Herbst-Cup!

Kinder? - Tretautorace!

Das könnte jetzt seitenlang so weitergehen. Die Angebote und Formate sind da. Auch das MAC, die Autobau und das Oldtimermuseum Uhldingen und viele andere mehr haben investiert, dekoriert und umgebaut. Jetzt fehlen nur noch zwei Ereignisse, dann ist alles wieder gut:

1. Nein, darüber äußern wir uns nicht und

2. Ihr!

Wenn wir die allgemeine Starre aufbrechen wollen, dann müsst Ihr Oldtimerfreunde anfangen bzw. mitmachen. Tut einfach so, als gebe es ab Frühling das, was nicht ausgesprochen werden soll (= 1.), nicht mehr. Schaut Euch die Angebote der Oldtimerprofis an und sagt: „Ja, da wollte ich schon immer hin, da wollten wir schon immer mitmachen. Jetzt ist der Zeitpunkt, dies auch in die Tat umzusetzen.“

Und dann meldet Euch an, bucht, trommelt die Freunde zusammen und legt los. Denn irgendwie haben wir den Eindruck, dass man es sich bei der ganzen Schimpferei schon recht gemütlich gemacht hat auf der Couch. Und sollte es dann – „aufgrund“ (siehe 1.) – wieder nicht gehen … Ihr könnt bestimmt mit 100% Kulanz rechnen. Also los, die Motoren standen zu lange still.

Photos unten (2): Marc Diez-Prida (www.oldtimer-photos.com)

Als Architekt bin ich ja einiges gewohnt: Kampfmittelräumdienste in der bombenfreien Innenstadt von Konstanz, Denkmalschutzeinwände bei 50er Jahre Schachteln und der immer beliebte wie unvermeidliche Schwager der Bauherrin, der auch schon mal bei OBI war. Darum weiß er auch, dass die Fallleitungsentlüftung über Dach nur für „Architektenfürze“ ist.

Nun ja, so etwas gibt es bei der Oldtimerei natürlich auch. Niemand konnte mir bisher schlüssig erklären, warum man keinerlei Werbung auf Oldtimern platzieren darf. Denn, Achtung, klebt man den Sticker seines Vereins auf das Fahrzeug, so erlischt die H-Klassifizierung. Erlischt die H-Klassifizierung, erlischt die Allgemeine Betriebserlaubnis; erlischt die Allgemeine Betriebserlaubnis, erlischt der Versicherungsschutz. Erlischt der Versicherungsschutz und man weicht bei der Ausfahrt einem lustig umherspringenden Kind aus, worauf die Verkehrsgegnerin (80-jährig oder waren es 18 Lenze?) Else aus 250m Abstand hupt, worauf sich der Mischlingsrüde „Fass“ erschrickt und aufspringt, dadurch den Kaffeetisch zum Umfallen bringt (ja, auch in der Wohnung angeleint – ist ja schließlich Vorschrift!) und darob sich der zum Nachmittagskaffee fein dekantierte Sherry (ja, irgendwo auf der Welt ist immer 18:00 Uhr) auf den nicht zu reinigenden, durch Kinderhand geknüpften tibetanischen Gebetsteppich ergießt. Ja und jetzt, wer zahlt das denn nun? DU, weil es 1955 zwar bereits Dein Auto, nicht jedoch weder Deinen Verein noch Aufkleber gab. Nicht „zeitgenössisch“ nennt sich so was.

Dessen gewahr werdend und den Revoluzzer, Schalk und die Unducht in mir nicht zügeln könnend, habe ich jene, die für solch einen Fall zuständig sein könnten, nicht nach dem Passierschein A38*, sondern nach der Zulässigkeit von Magnetschildern im Zusammenhang mit H-Zulassungen gefragt. Hier ist nämlich die Frage der „Kraftschlüssigkeit“ ungeklärt. Über „Sinnhaftigkeit“ macht sich offensichtlich keiner Gedanken. Zusätzlich habe ich mir die Frage erlaubt, wie oft der Versicherungsschutz unfallschuldiger Oldtimerfahrzeuge im Nachgang entzogen wurde, weil ein Werbeaufkleber aufgepappt war. Erhalte ich keine Antwort auf meine Anfragen, bedeutet dies – wie unter Kaufleuten üblich – Zustimmung?

*siehe „Asterix erobert Rom“

Photos unten (2): Rolls-Royce Twenty, Technik Museum Sinsheim

Also, wenn es Corona nicht gibt, die Erde eine Scheibe ist und Bill Gates uns chippt, dann weiß ich auch, woher das alles kommt! Aus Bodman-Ludwigshafen und, um genauer zu sein, vom MSC Sernatingen und um noch genauer zu sein, von seinem Vorsitzenden! Nein, noch spezifischer werde ich nicht, sonst zahlt mir Dieter (upps …) kein Bier mehr im Aqua. Ist denn noch niemandem aufgefallen, dass wir erst vom Virus geplagt werden, seit der MSC aus Bodman-Ludwigshafen sich ENDLICH auch offiziell Oldtimerhauptstadt nennen darf? Zwar brauchten sie dafür eingekaufte Bittelbrunner Büttel (so etwas wie Schweizer Garden im Vatikan), aber spätestens seit dem Sieg wollen sie den Titel nicht mehr hergeben. Da überziehen sie die Welt lieber mit einem Virus, statt sich dem neuerlichen Wettkampf der Bodensee-Oldtimer-Vereine zu stellen. Was für Halunken und Schlawiner! Falls es in diesem Jahr (konkret 12. bis 13. März 2022) doch klappt, hier informieren und anmelden: Seegefrörne 2022

12. – 13.03.2022: Seegefrörne, die Winterrallye rund um den Bodensee. Klar wenn Schnee liegt ist es schöner, aber wer hat schon Winterpneu. Und im März 20° hatten wir auch schon. Auf jeden Fall ein Riesenspaß für alle Beteiligten!

01.05.2022: Coppa di Insalata, Eintagesrallye. Seit rund 20 Jahren starten wir mit der Coppa in die Saison. Rund 150 km durch unsere schönsten Landschaften, und die Bäume zeigen sich schon in vollendeter Frühlingspracht.

06. – 08.05.2022: Messe Motorworld Classics Bodensee Friedrichshafen, da MUSS man als Bodenseeanrainer hin. Denn das ist unsere Hausmesse. Wir werden heuer auch einen Stand, besser einen Stammtisch haben. Wir erwarten, Euch zu sehen, denn Messemacher Roland und Jürgen haben nun lang genug gebibbert!

27. – 29.05.2022: Messe Swiss Classic World Luzern: Hier gilt das gleiche: Bernd und sein Team haben nun oft genug geplant und verworfen. Dankenswerterweise konnten sie 2021 die Tore aufsperren, und es war wie immer ein Genuss. Wollen wir nicht zusammen hin?

19. – 22.06.2022: Quadrifoglio – eine Tour, vier Landschaften! Die Premiere 2022 war ein toller Erfolg, auch wenn wir die Teilnehmer recht rangenommen haben (zu viel Essen, zu viel Alkohol an der Bar, zu viel Informationen tagsüber). Doch so schlimm scheint es dann doch nicht gewesen zu sein. Denn heuer hieß es: „Wir sind wieder mit dabei, aber können wir nicht mal Richtung Basel? Hier kennen wir bereits alles.“ Ok, Euer Wunsch ist unsere Leidenschaft!

Seit 17 Jahren veranstalten wir die Mille Fiori. Und das bisher OHNE Unterbruch. 80 % der Teilnehmer sind Wiederholungstäter, 40 % sind schon mehr als 10 Jahre dabei. Kritik sind meist echte Luxussorgen: „Ich habe doch schon so viele Tourtaschen! So viel Essen! So viel Kurven! So viele nette Leute!“

Wobei wir uns 2021 richtig viel Mühe gegeben haben, die schönsten Strecken zu finden, auch wenn die schönsten eben nicht immer die kürzesten sind. Und wie das bei Schokoladenkuchen so üblich ist, auch die Mille-Fiori-Fahrer werden nach 10, 12, 14 Teilnahmen neugieriger: „Sag mal, gibt es nicht Touren mit mehr / weniger Kurven? Geht’s härter / softer? Führst Du auch mal in die Pfalz / Thüringen / Kroatien? Gibt es auch mal Fisch zum Nachtisch?“

Und da uns ebenfalls nach Neuem lockt, gibt es genau das! Die Quadrifoglio, die voriges Jahr den Bodensee erkundet hat, wird sich 2022 entspannt durch die Landschaften rund um die fünf „Belchen“ in den vier Regionen Schwarzwald, Markgräferland, Elsass und Jura schlängeln. Ja, tatsächlich, fünf Berge, die den gleichen Namen haben. Was das mit Miraculix zu tun hat, wird erst auf der Tour verraten.

Infos und Anmeldung zur Mille Fiori 2022

Zur Anmeldung für unsere Quadrifoglio 2022

Richtig happy bin ich, wieder etwas Begeisterungsvolles vom TÜV berichten zu können. Nee, echt, das meine ich genau so! Denn der TÜV SÜD hat eine klasse Classic-Abteilung, und ich muss sagen: Wow, da wird Ihnen geholfen! Und wahnsinnig gefreut haben wir uns vom OLB und FiFiG, über den Auftrag etwas zu bewegen.

Die Challenge war (oder ist), einen in einer Hegau-Scheune hinter Apfelkisten aufgefundenen Vorkriegs-LKW wieder auf die Straße zu bekommen. Locker 30 Jahre stand der Wagen in der Ecke. Auf der Haube steht „Rugby“ und irgendwo steht auch „Durant“. Aber was genau das für ein Fahrzeug ist, wenn man in Betracht zieht, dass der Eigner sich nicht erinnert und Papiere nicht aufzufinden sind, wusste niemand. Und eigentlich sehen diese „Buster Keaton“-Fahrzeuge alle gleich aus. Mit den Wörtchen „Rugby“ und „Durant“ erfährt man im weltweiten Netz viel über Kevin, Mataeo, Justin, Dario und Yasio Durant. Die spielen nämlich alle Football – googeln ist also hier nicht des Rätsels Lösung.

To make a long story short: Sechs Monate hat es gebraucht, unzählige Telefonate, unbeantwortete E-Mails, verwirrte Museumsdirektoren oder noch verwirrtere Durant-Besitzer. Die Krönung der Absurdität war der Tipp: „Hau doch einfach Zahlen ins Chassis, dann soll der TÜV mal beweisen, dass es die falschen sind.“ Was ein Glück, dass ich diesen „Tipp“ nicht befolgt habe, denn Chassis-Nummern gibt’s bei Amis erst seit den späten 50ern ;-)! Ganz speziell waren auch die Erfahrungen mit der paraguayanischen und uruguayanischen Zulassungsstellen. Die wissen zwar (vielleicht) Bescheid, aber sagen nix: Datenschutz. Klar, logo! Der Zoll will auch nichts wissen. Nach zehn Jahren werden alle Unterlagen vernichtet. Aha, soso.

Aber letztendlich war es eine Gemeinschaftsaktion aus: Classic Data, TÜV Süd und, ganz wichtig, dem Australisch-Neuseeländischen Durant Club. Von diesem kam dann auch der entscheidende Tipp: Es ist ein Rugby 401 one ton. Interessanterweise Baujahr 1930, wobei die Firma schon 1929 Pleite ging. In Kanada hat man dann aus der Konkursmasse irgendwelche Trucks zusammengefriemelt und in den Export gegeben. „Unsere“ ging von Kanada nach Paraguay, dann nach Uruguay (oder umgekehrt) und dann ins Hegau. Jetzt müssen wir ihn nur noch zum fahren bringen …

Weiteres auf www.fifig.de.